Michael Ruhl

CDU Vogelsberg tüftelt am Grundsatzprogramm der Bundespartei

Neuausrichtung der Kommunikation bei Erhaltung christdemokratischer Werte - Mitgliederoffene Diskussion mit Theologe und Sozialpolitiker Marian Zachow (CDU)

VOGELSBERGKREIS. Die CDU auf Bundesebene ist zurzeit im Umbruch: Nachdem mit Annegret Kramp-Karrenbauer eine neue Vorsitzende gewählt wurde, ist nun die Parteibasis bei der Erarbeitung des neuen Grundsatzprogramms gefragt. Zudem wurde in jüngster Vergangenheit auch ein Kommunikationsproblem der Union in den Sozialen Medien offenbart, welches unter anderem auch durch das Grundsatzprogramm behoben werden soll.

Der Kreisvorsitzende der CDU-Vogelsberg, Dr. Jens Mischak, lud deshalb zu einer mitgliederoffenen Diskussionsrunde mit dem Marburger Theologen, Sozialpolitiker und hauptamtlichen Ersten Kreisbeigeordneten des Nachbarlandkreiseses, Mario Zachow, ein. Der ehemalige Pfarrer lehre auch bei der Konrad-Adenauer-Stiftung über die christdemokratische Idee und sei deshalb bei der Erarbeitung des Grundsatzprogramms der ideale Referent, betonte Mischak. Zachow selbst berichtete zunächst über die Veränderung der Gesellschaft von der Weimarer Republik bis zum heutigen Zeitpunkt. Dabei sei eine deutliche Pluralisierung sowie eine Zunahme der Kommunikation zwischen unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen festzustellen. „Alle Gruppen finden im Netz Gehör, zum Teil mit noch so absurden Thesen, Ansichten und Vorschlägen. Und jeder findet dort auch von irgendjemandem Bestätigung. Das ist nicht unproblematisch für all diejenigen, die mit einem ernsthaften Willen zur Gestaltung und Veränderung unserer Gesellschaft unterwegs sind“, unterstrich Zachow.

Bei der anschließenden Debatte mit Zachow, Mischak, Kreistagsfraktionschef Stephan Paule und Landtagsabgeordnetem Michael Ruhl wurde in der Alsfelder CDU-Kreisgeschäftsstelle deutlich, dass der CDU bei der Erarbeitung ihres Grundsatzprogramms nicht mit einem „grünen Anstrich“ geholfen sei, sondern vor allem an ihrer Kommunikation und der neuen Diskussionskultur arbeiten müsse, erläuterte Zachow. Zudem müsse man in der politischen Diskussion sein Gegenüber ernst nehmen, da gerade eine sachorientierte Debatte die größte Wertschätzung in einer Gesellschaft sei. Entsprechend seien in der Vergangenheit Fehler mit Youtubern oder Klimademonstranten gemacht worden, die nun mit einem neuen Grundsatzprogramm behoben werden sollen. „Man muss nicht jeden Vorschlag teilen, aber vor allem junge Menschen wollen ernst genommen werden“, stellte der 40jährige Kommunalpolitiker aus Marburg heraus. Der CDU komme dabei die besondere Aufgabe zu, darauf hinzuweisen, dass es etwa um vernünftigen und nachhaltigen Klima und Umweltschutz gehe, der auch internationale Partner mit ins Boot nehmen müsse.

Das aktuelle Grundsatzprogramm stamme aus dem Jahr 2007 und sei für die Herausforderung der digitalen Gesellschaft und Kommunikation nicht mehr zeitgemäß: Deshalb können CDU-Mitglieder noch bis zum 31. Oktober 2019 Vorschläge für Antworten auf die kürzlich beschlossenen Leitfragen machen, lud Dr. Jens Mischak zur aktiven Mitarbeit ein. Die Antworten können entweder direkt bei „CDU-Plus“ oder bei der Kreisgeschäftsstelle in Alsfeld abgegeben werden und werden final auf einem Bundesparteitag nächstes Jahr beraten und beschlossen. Zur Steigerung der Kommunikationsfähigkeit in Sozialen Netzwerken werde unter anderem demnächst auf Kreisverbandsebene ein „Social-Media-Workshop“ angeboten, zu welchem jedes Mitglied eingeladen werde.